Zeitung: Neue Vorwürfe gegen Wulff wegen anonymen Schecks
Frankfurt/Main, 7. Januar (AFP) - Bundespräsident Christian Wulff hat bei seinem Hauskauf nach Zeitungsinformationen seine Geldgeber offenbar stärker verschleiert als bislang bekannt war und dabei Experten zufolge ungewöhnliche Mittel angewandt.Jetzt wurde auch bekannt, dass sich die Parteichefs der schwarz-gelben Koalition bereits auf ein Vorgehen im Falle eines möglichen Rücktritts von Bundespräsident Christian Wulff geeinigt haben sollen.
Wie die "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe) berichtet, machte Wulff keinen notariellen Vertrag, nannte im Grundbucheintrag seine Kreditgeber nicht und legte bislang keinen Beleg für Tilgungen auf das Darlehen vor, sagte der Fraktionschef der niedersächsischen Grünen, Stefan Wenzel, der Zeitung. "Hier tun sich Abgründe auf, die ich nicht für denkbar gehalten habe".
Damit bekomme auch die Zahlungsweise neue Brisanz: Wulff ließ sich das Darlehen der Unternehmersgattin Edith Geerkens über 500.000 Euro mittels eines anonymen Bundesbank-Schecks auszahlen. Wulffs anonymer Scheck trug nach Recherchen der Zeitung die Nummer 83338. Er sei am 18. November 2008 von der Sparkasse Osnabrück ausgestellt worden. "Ich habe noch nie gehört, dass jemand auf diese Weise ein Haus finanziert", sagte Wenzel. "Das schreit nach einer Überprüfung."
Die Annahme anonymer Schecks sei "absolut unüblich bei einem Hauskauf", sagte auch Baufinanzierungsexperte Max Herbst, Chef der bekannten FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main, der Zeitung. Derartige bestätigte Bundesbankschecks bekomme kein normaler Kunde, sie seien für absolute Ausnahmegeschäfte mit ganz großen Beträgen vorgesehen wie etwa bei Auktionen und Zwangsversteigerungen. Das Besondere an dieser Zahlungsweise sei die Verschleierung der Geldquelle, denn bei diesen Schecks erfahre "auch bei der Einlösung keiner, wer der Geldgeber ist". Es gehe "um das Verbergen der Finanzierungsabläufe".
Koalition einig über mögliches Wulff-Nachfolgeverfahren
Die Parteichefs der schwarz-gelben Koalition haben sich einem Medienbericht zufolge bereits auf ein Vorgehen im Falle eines möglichen Rücktritts von Bundespräsident Christian Wulff geeinigt. Wie die Zeitung "Rheinische Post" (Samstagsausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, einigten sich Angela Merkel (CDU), Philipp Rösler (FDP) und Horst Seehofer (CSU) auf ein Verfahren zur Nominierung eines neuen Kandidaten.
Sollte Wulff überführt werden, die Unwahrheit gesagt zu haben, wollten Merkel, Seehofer und Rösler die Unterstützung für Wulff beenden und nach einem Rücktritt in einer gemeinsamen Pressekonferenz einen Kandidaten vorschlagen, hieß es in dem "RP"-Bericht laut Regierungskreisen weiter. Geplant sei, einen Vorschlag zu machen, den "Rot-Grün nicht ablehnen kann". In FDP-Kreisen wurde die Meldung am Freitagabend als "schlichtweg Unfug" zurückgewiesen.
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